
Julia Hülsmann und ihr Trio sind aus dem deutschen Jazz nicht wegzudenken: Seit über 15 Jahren gibt es diese Formation - sie hat Eindrücke hinterlassen und den zeitgenössischen Jazz dieses Landes geprägt. Die enorme Bandbreite des Trios um die Pianistin, Marc Muellbauer (Bass) und Heinrich Köbberling (Schlagzeug) ist beeindruckend, und dennoch ist der Stil der Band unverkennbar: Essentiell, verdichtet und dabei herrlich offen.
Mit Marc Muellbauer und Heinrich Köbberling hat die Pianistin in vielen Jahren kontinuierlicher Arbeit ein außergewöhnliches Maß an Interaktion erreicht und reflektiert mit ihnen in beeindruckender Schlichtheit und ohne die geringste Koketterie das Wesen der Melodie. Denn das ist ihr heimliches Generalthema: Die Suche nach der verlorenen Melodie. Die „Lyrikerin des deutschen Jazz" (DIE ZEIT) schreckt dabei auch nicht vor Pop-Songs zurück, die mit ihrem neuen, reduzierten Charakter klingen, als ob sie von ihr erfunden worden wären, während ihre eigenen Kompositionen klingen wie Standards.
Und doch ist ihr Stil ist einzigartig: Immer mit Raum, Luft und Sparsamkeit gefüllt, mit Gefühlen, aber ohne Sentimentalitäten.
Nach dem Release von „The End of a Summer“ und durch darauffolgende Konzerte verstärkte sich der Wunsch, mehr in einem "reinen" Trio-Kontext zu arbeiten. Es folgte also 2011 "Imprint" (ECM). Dieses Album zeigt noch eindrücklicher die Klasse des Trios. Die Töne singen und sitzen, genau so und nicht anders; die Musik ist auf ihre Essenz entspannt.
Mit ihrem sechsten ECM-Album, „Sooner And Later“, kehrt Julia Hülsmann nach zwischenzeitlichen Veröffentlichungen mit ihrem Quartett (In Full View, 2013) und Quintett mit dem Sänger Theo Bleckmann (A Clear Midnight - Kurt Weill And America, 2015) zum Trio-Format zurück.
Doch Julia Hülsmann weist darauf hin, dass ihre beiden langjährigen Partner im Trio, Bassist Marc Muellbauer und Schlagzeuger Heinrich Köbberling, in die meisten dieser Aktivitäten eingebunden waren. Zudem unternahm das Julia Hülsmann Trio zwischendrin immer wieder weite Reisen – etwa in die USA, nach Kanada, Peru, Zentralasien und China. "Da hat sich bei uns etwas verändert. Auf Reisen gewinnt man ja ohnehin häufig neue Perspektiven, und auch unter langjährigen Vertrauten erlebt man sich gegenseitig nochmal anders. Das hat uns geholfen, musikalisch nochmal auf eine neue Ebene zu kommen.“
„Sooner And Later“ wurde im September 2016 im Rainbow Studio in Oslo aufgenommen und von Manfred Eicher produziert und ist Ende Februar 2017 beim Label ECM erschienen.
Besetzung: Julia Hülsmann (p); Marc Muellenbauer (b); Heinrich Köbberling (dr)
Mehr Infos unter: http://agentur-wolkenstein.de/project/julia_huelsmann_trio
Die Musiker des Trios:
Julia Hülsmann, geboren 1968 in Bonn, begann im Alter von elf Jahren mit dem Klavierspiel und formierte mit 16 Jahren ihre erste Band. 1991 zog sie nach Berlin, wo sie im Bundesjugendjazzorchester unter Peter Herbolzheimer spielte. Sie ist vielseitig engagiert und war 2014 „Improviser in Residence“ der Stadt Moers. Julia Hülsmann ist Trägerin des SWR-Jazzpreises 2016.
Marc Muellbauer spielte als Mitglied des Ensembles United Berlin Werke von Ligeti, Berg, Schönberg und Webern und hob neue Kompositionen aus der Taufe. Seine eigene Band Kaleidoscope erkundet die Schnittstellen von Modern Jazz und zeitgenössischer Komposition. Mit Christian Kögel (Dobro) und Roland Neffe (Vibraphon und Marimba) widmet er sich in dem Trio Wood and Steel alter und neuer Musik.
Heinrich Köbberling spielt in Aki Takases Quintett und in Ernie Watts’ Quartet Europe, wenn er nicht gerade mit Hülsmann auf Tour ist oder in Leipzig Schlagzeug unterrichtet.
Aus der Presse:
„Julia Hülsmann ist als Pianistin und Komponistin eine Lyrikerin. Sie sucht die knappe Form mit langem Nachhall, nicht die große erzählerische Geste. Dabei scheut sie jede Art von Tiefenschwindel. Vor Popsongs schreckt sie keineswegs zurück, auf ihrer jüngsten CD interpretiert sie neben sechs eigenen und drei Titeln ihrer Partner auch einen solchen, Seals Kiss From A Rose. Er klingt wie von ihr erfunden – und ihre Originale klingen wie Standards. … Atem, Raum, Sparsamkeit sind überhaupt Stichworte für ihre Musik. Durchsichtigkeit der Interaktionen im Kollektiv. … Hülsmann lässt sich von Gefühlen nicht um den Verstand bringen, aber sie lässt sie zu, sozusagen als Korrektiv ihres Hangs zum transparenten Konstruktivismus. Gefühle, zuweilen auch melancholisch eingedunkelte. Nicht: Sentimentalitäten.“
- Peter Rüedi, Die Zeit -
„Julia Hülsmann ist der Feingeist unter den deutschen Jazzpianisten. Die Berlinerin entfesselt einen melodiebetonten, von strengen Arrangements und Chromatik geleiteten Fluss, was eine Nähe zu Lyrik und Gesang vorzeichnet.“
- Oliver Hochkeppel, Süddeutsche Zeitung Extra -
„Der Pianistin Julia Hülsmann gelingt auch auf ihrer zweiten CD für ECM das Kunststück, das Schöne und Schlichte mit dem Sinn für Klangfarben und Nuancen intelligent zu vereinen. Nicht um verblüffende Technik und Schnelligkeit ist ihr zu tun, sie überzeugt durch klangschönen Ausdruck und subtile Differenzen. […] Und selbst in stärker groovebetonten Titeln fühlt man sich eher an entspanntes Schweben als an bodenständige Bewegung erinnert.“
- Heribert Ickerott, Jazzpodium -
Fotocredit: Arne Reimer
Tickets an der Abendkasse: Jeweils zzgl. 2 Euro