Auch in ihrem fünften Jahrzehnt als Band zeigen die Yellowjackets keine Anzeichen eines Nachlassens. Ganz im Gegenteil, wie der Titel ihrer jüngsten Veröffentlichung „Fasten Up“ andeutet, dem 27. Album in der legendären Karriere des Quartetts und ihrem siebten für Mack Avenue Records. Die merkwürdige Wendung, die dem berauschenden Titelsong von Bassist Dane Alderson entnommen ist, bringt das Ethos der Band von ungezügelter Dynamik zum Ausdruck und vermittelt zugleich eine warnende Botschaft: Macht euch bereit, schnallt euch an, die Yellowjackets sind zurück und geben Vollgas. Ihr neues Album „Fasten Up“ erschien am 21. Februar 2025.
Der Vorwärtsdrang, der die Yellowjackets im Laufe ihrer Bandgeschichte angetrieben hat, hat weniger mit dem Tempo der Songs selbst zu tun – die wie immer eine lebendige Mischung aus Stilen und Einflüssen darstellen –, sondern mit ihrem Engagement für Entdeckung und Erneuerung. Diese Ideen spiegeln sich in der Besetzung der Band wider, die aus Gründungsmitglied und Pianist/Keyboarder Russell Ferrante, Schlagzeuger Will Kennedy, dessen zweite Amtszeit in der Band (ab 2010) seine erste (1987–1999) übertroffen hat, Saxophonist Bob Mintzer, der 1990 an Bord kam, und dem in Australien geborenen Alderson besteht, der zusammen mit der Veröffentlichung von Fasten Up sein erstes Jahrzehnt als „Jacket“ feiert.
Mintzer fügt hinzu: „Wenn ich Songs für Yellowjackets schreibe, versuche ich, eine Umgebung zu schaffen, in der wir das tun können, was diese Band tut. Etwas egoistisch betrachtet, geht es uns einfach nur darum, zusammenzukommen und zu spielen. Yellowjackets ist allumfassend; wir schätzen Kammermusik, R&B, Gospel und geradlinigen Jazz, und zwar so sehr, dass es schwer ist, den vorherrschenden Einfluss zu bestimmen. Wir haben einen identifizierbaren Sound, der sich aber ständig weiterentwickelt, basierend auf unserer Art zu schreiben, als Vehikel für die Art und Weise, wie wir zusammen spielen möchten.“
Kennedy führt die einzigartige Position der Band auf ihre Fähigkeit zurück, Tradition und Innovation in Einklang zu bringen. „Mit über 40 Jahren ist das schon ein kleiner Club, zu dem man gehört“, sagt der Schlagzeuger.
Da steckt eine reflektierende Perspektive drin. Wir können auf eine Geschichte zurückblicken, die viel Spaß, Herausforderungen und Veränderungen mit sich gebracht hat. Die Musikindustrie entwickelt sich ständig weiter, und wir fühlen uns geehrt, nach all der Zeit immer noch hier zu sein und als wichtige Mitwirkende dabei zu sein.
Alle Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Yellowjackets werden augenblicklich zerstreut, als Kennedys peitschenknallendes Schlagzeug die Band in ihre unverwechselbar elastische Version von „Comin’ Home Baby“ schickt. Der Song, geschrieben von Bassist Ben Tucker in den frühen 60er-Jahren, mit Texten, die später von Bob Dorough hinzugefügt wurden, ist zu einem Dauerbrenner geworden und wurde von allen möglichen Leuten aufgenommen, von Herbie Mann über Mel Tormé und Quincy Jones bis Michael Bublé. Mintzers Arrangement, bei dem die Melodie auf Tenor und EWI verdoppelt wird, verwandelt den bekannten Klassiker augenblicklich in ein Yellowjackets-Vehikel.
Es folgt Aldersons Titelmelodie, aufgebaut auf einem geschäftigen Groove, inspiriert von den mitreißenden Rhythmen von Dave Weckl und Herbie Hancocks Thrust, was den Komponisten auch dazu brachte, seinen Fender Precision auf Herz und Nieren zu prüfen. „Es ist eine witzige Partymelodie“, sagt der Bassist. „Ich liebe Melodien, zu denen man gerne jammen kann und die unerwartete Drum-Grooves haben. Die Headhunters und Thrust haben mich immer stark beeinflusst, deshalb habe ich gezielt den P-Bass verwendet, weil das der Sound war, den ich erreichen wollte.“
Mintzers „Will Power“ basiert ebenfalls auf dem rhythmischen Fundament. Der Titel ist eine Anspielung auf Kennedy, der seinen Bandkollegen eine Aufnahme des Grundbeats schickte und so die Aufmerksamkeit des Saxophonisten erregte. „Die Suche nach ungewöhnlichen rhythmischen Mustern hört nie auf“, sagt Kennedy. „Als Musiker wie in jedem Beruf geht es von da an bergab, wenn man stagniert.“
Passend zum schlagzeugorientierten Thema würdigt Ferrantes „November 8th“ keinen bedeutenden Jahrestag (obwohl an diesem Tag zahlreiche historische Ereignisse vorkommen, vom Stockholmer Blutbad 1520 bis zu John F. Kennedys Wahl 1960), sondern den verwirrenden 11/8-Takt des Lieds. Der Keyboarder steuert außerdem die schöne, wehmütige Ballade „The Truth of You“ bei, deren Melodie so unauslöschlich und zeitlos ist wie ihr Titel.
Der Gitarrist und Singer-Songwriter Raul Midón hat einen besonderen Gastauftritt bei „The Lion“, wobei er seinen wortlosen Gesang in Ferrantes fröhliche Melodie einfügt und seine Gitarrenlinien geschickt in den lebendigen Sound der Band einwebt. „Seine Stimme hat die Melodie deutlich hervorgehoben“, sagt Ferrante, „und ich war sehr beeindruckt, wie er seinen Gitarrenpart in den Song integriert hat. Eine von Rauls vielen Stärken ist sein unglaublicher Groove, und er hat wirklich den Raum gefunden, seine Gitarre zu integrieren und gleichzeitig die Melodie rhythmisch voranzutreiben.“
„Swingmeister General“, das erste von drei Stücken Mintzers in Folge, erinnert an eine häufig verwendete Formulierung aus der Zeit, als der Saxophonist mit dem verstorbenen Bassvirtuosen Jaco Pastorius zusammenarbeitete, und fängt gleichzeitig das kraftvolle Swing-Fundament der Melodie ein. Es folgen „An Interesting Dream“, das aus einer nächtlichen Vision entstand, in der er in einer Big Band die erste Trompete spielte, und „Broken“, das sowohl auf das versetzte Taktgefühl des Stücks als auch, indirekter, auf den allgemeinen Zustand der Welt in diesen turbulenten Zeiten verweist.
Ein ähnliches Gefühl der Ungewissheit durchdringt Ferrantes düsteres „An Unresolved Question“. Aldersons nervöses, von Electronica beeinflusstes „Xemeris“ beschließt das Album mit einer zukunftsorientierten Note und vereint akustische Instrumente und MIDI-Programmierung unter dem Einfluss von Künstlern wie Aphex Twin und Squarepusher. Der Titel, der gleichzeitig an die antike griechische Geschichte oder weit entfernte Himmelskörper erinnert (und rein zufällig ein Ananagramm für „Remixes“ ist), wurde von Alderson erfunden, seine letztendliche Bedeutung bleibt jedoch zweideutig.
Es ist eine gemeinschaftliche Freude, die all die Musik belebt, die Yellowjackets machen. Der Nervenkitzel gemeinsamer Entdeckungen sprüht durch die kraftvollen Funk-Grooves, vertieft die Emotionen der Balladen, gräbt tief, um die Wurzeln des erfrischenden Swing-Gefühls der Band freizulegen. Auf Fasten Up bleibt ihre reiche Geschichte im Rückspiegel im Fokus, während sie in die Zukunft beschleunigen.
Besetzung: Russell Ferrante (p, synth); Bob Mintzer (reeds, EWI); Dane Alderson (b); Will Kennedy (dr)
Website: https://www.yellowjackets.com
Foto: © Roberto Cifarelli
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